Wann hat ein Raum Wohnwert?
Katja Schadegg: Wohnen ist leben. Wer lebt verbraucht Ressourcen. Diese müssen sinnvoll verwendet werden und Nutzen generieren. Ein Raum mit Wohnwert ist daher achtsam eingerichtet. Er beinhaltet, was man braucht, um sich wohlzufühlen, aber nicht mehr. Schadegg legt Wert auf qualitativ hochwertige Produkte mit einer langen Lebensdauer. Wir können unsere Produkte auch reparieren, wenn es nötig ist. Ich wünsche mir, dass wir uns von einer Wegwerfgesellschaft weg entwickeln und wieder vermehrt langlebige Güter anschaffen, die uns eine Weile in unserem Leben begleiten und erfreuen.
Tanja Schadegg: Genau! Die Inneneinrichtung muss zweckerfüllend und harmonisch abgestimmt sein. Persönlich bevorzuge ich schlichtes, zeitloses Design in warmen Farben. Zudem sollte auf eine gute Akustik geachtet werden, egal, ob dies nun in privaten Räumen, Büros, Hotel-Lobbies oder Restaurants ist. Abgesehen von Konzertsälen empfinde ich es als unangenehm, wenn überwiegend harte Materialien in einem Raum die Geräusche verstärken. Vorhänge sowie technischer Sonnenschutz, Teppiche, Kissen, Polster oder Akustikelemente tragen viel zu einer angenehmen Akustik bei. Richtig eingesetzt, erhöhen sie die Ästhetik und den Wohnwert der Räumlichkeiten deutlich.
Worauf achten Sie als Expertinnen besonders, wenn Sie einen Raum betreten?
Tanja Schadegg: Es wird wahrscheinlich nicht erstaunen, dass mein Blick beim Betreten eines Raumes relativ schnell zum Fenster gleitet (lacht). Ich finde es immer wieder spannend und inspirierend zu sehen, wie Fenster dekoriert und beschattet werden, und welche Prioritäten die unterschiedlichen Menschen dabei setzen. Es interessieren mich dabei nicht nur die Textilien, sondern speziell auch die eingesetzte Technik. Wenn ich dann sogar noch unsere eigenen Vorhangsysteme oder Sonnenschutzanlagen entdecke, freut mich das ganz besonders.
Katja Schadegg: Das stimmt! Wenn meine Schwester zum Beispiel in ein Hotelzimmer kommt, schaut sie meistens zuerst das Vorhangprofil oder die Garnitur an. Darüber haben wir schon oft gelacht.
Welche Fragen stellen sich beim Einrichten, worauf kommt es an?
Katja Schadegg: Es kommt auf die Lebenssituation an. Wer neu in ein Haus einzieht, ist oft unsicher, wie die Fensterbeschattung aussehen soll. Viele können sich nicht entscheiden, ob sie Vorhänge wollen, Jalousien oder doch lieber Plissées. Diesen Leuten rate ich zuerst einmal, anzukommen und die neue Wohnung oder das neue Haus zu erleben. Im Sommer haben viele Menschen gar nicht so das Bedürfnis die Fenster zu beschatten, weil sie sowieso oft draussen sind. Es gibt aber auch jene, die im Juni um halb sechs Uhr morgens wachliegen, weil die Sonne aufgeht, und die dann sofort spüren, was sie brauchen. Im Herbst oder im Frühling, wenn die Sonne tief steht, blendet sie unangenehm. Das kann auch ein Zeitpunkt sein, um mit dem Innendekorateur oder der Wohnexpertin einen Beratungstermin zu vereinbaren. Wieder andere haben erst in den Wintermonaten das Bedürfnis, die spiegelnden Glasscheiben abzudecken und Gemütlichkeit zu schaffen. Ich finde, man sollte sich damit Zeit lassen und dann ein hochwertiges, durchdachtes Produkt anschaffen, an dem man sich lange freuen kann.
Menschen die schon länger an einem Ort zu Hause sind, wissen häufig ziemlich genau, was sie wollen und was nicht. Das macht es natürlich einfacher. Wir bieten so viele unterschiedliche Produkte an, dass wirklich für jeden Geschmack und jedes Bedürfnis etwas dabei ist. Über unsere Bodenprodukte machen sich die Endkunden weniger Gedanken. Die müssen einfach funktionieren und unauffällig sein. Dass die Profile farblich zum Interieur passen, ist selbstverständlich. Wenn hier Fragen auftauchen, werden sie in der Regel von Fachleuten gestellt, die einen Spezialfall lösen möchten.
Tanja Schadegg: Da die Geschmäcker glücklicherweise verschieden sind, gibt es viele Möglichkeiten einen Raum zu gestalten und einzurichten. Ich empfehle jedem, auf das persönliche Empfinden zu achten und nicht auf Biegen und Brechen nach dem neusten Trend einzurichten. Wir haben bei uns zu Hause zum Beispiel eine grosse orange Wand-/Schrankfront, die meinem Mann und mir auch nach vielen Jahren immer noch gefällt. Nicht weil es modern ist, sondern weil uns diese Farbe so sehr entspricht.
Womit lässt sich am schnellsten viel Wirkung erzielen?
Katja Schadegg: Als Mutter kann ich sagen, dass das total einfach ist und kein Geld kostet. Räumen Sie auf und entrümpeln Sie ihr zu Hause! Das ist der Anfang von Feng Shui: Der Lehre, Räume oder Gärten so einzurichten, dass man sich darin wohlfühlt. Ausmisten befreit unheimlich und schafft Platz für Neues. Nur ist man manchmal leider etwas «Betriebsblind» was die eigenen vier Wände angeht.
Natürlich kann mit Farbe schnell viel Wirkung erzielt werden. Wer den Mut aufbringt, ein grossflächiges, farbiges Akustik-Panel vielleicht sogar mit einem auffälligen Druck an die Wand zu montieren, wird überrascht sein, wie stark sich ein Raum verändern kann. Das Akustikpanel wird die Raumqualität nicht nur offensichtlich durch die Wirkung der Farbe beeinflussen, sondern auch subtil durch die Optimierung des Schalls, beziehungsweise der Schallabsorbtion. In hallenden Räumen, was auch in privaten Wohnungen sehr häufig vorkommt, können unsere Produkte viel zum Wohlbefinden beitragen und echten Wohnwert generieren. Ein Panel ist nämlich jederzeit aufgehängt und wirkt rund um die Uhr, während ein schallabsorbierender Vorhang tagsüber oft auf die Seite gezogen wird und wirkungslos bleibt.
Tanja Schadegg: Ich kann da meiner Schwester nur zustimmen! Ein aufgeräumter, sauberer Raum erzielt eigentlich immer eine gute Wirkung. Ergänzt mit Eyecatchern wie beispielsweise einer tollen Vorhanggarnitur oder ein auf die Kissen abgestimmtes Sonnenschutz-System kann einen Raum dann noch zusätzlich aufpeppen und verleiht ihm das gewisse Etwas.
Wohin gehen die Trends bei der Inneneinrichtung? Und was hat sich bewährt?
Katja Schadegg: Das Wohnen wird wieder viel wärmer. In den 2000er Jahren waren kühle Farben angesagt. Mit monochromem Schwarz-Weiss konnte man damals nichts falsch machen. Es lag wohl an der Coolness der Jahrtausendwende. Wir trugen ja auch alle schwarze Kleidung und haben damals auch die Vorhanggarnituren in kühlen Farben sehr gut verkauft.
Heute empfinden wir das etwas langweilig und ideenlos. Die Palette ist vielfältig geworden und es gibt inzwischen kaum ein Farbton, der sich nicht in der Innendekoration umsetzen lässt. En Vogue sind sicher Pastelltöne oder natürliche, gedeckte Farben, die uns zur Ruhe kommen lassen und helfen, zu entspannen. Gerade jetzt, wo Home-Office so aktuell ist, finde ich das ein nachvollziehbares Bedürfnis. Florale Themen sind bei den Textilien zu beobachten, was Hand in Hand geht mit dem Trend zu Zimmerpflanzen oder Urban Gardening. Hier haben wir eine tolle neue Linie in unser Sortiment aufgenommen. Mit Apelt Design können Wohntextilien optimal aufeinander abgestimmt und harmonisiert werden. Das wäre dann auch wieder eine Idee, wie man in einem Raum schnell viel Wirkung erzielen kann.
Meiner Meinung nach sollte man sich von Modefarben und -trends nicht zu sehr verrückt machen lassen. Es gibt nun mal Farben, die wir gerne um uns haben, und andere, die uns weniger entsprechen. Wichtig ist doch, dass man sich in den eigenen vier Wänden wohl fühlt. Ich stehe total auf hellgrün. Das ist weder stylish noch modern, aber es macht unglaublich gute Laune. Bei uns steht seit Jahren ein riesiger, knallgrüner Schrank im Haus. Es käme mir nie in den Sinn, ihn rosa zu spritzen, nur weil das gerade modern ist. Er passt zu uns, so, wie er ist, genauso wie die orange Schrankfront meiner Schwester zu ihr passt.
Ihr neuer Claim lautet «Ästhetik mit System». Was verstehen Sie darunter?
Tanja Schadegg: Mit dem neuen Claim «Ästhetik mit System» können wir unseren Anspruch bei der Gestaltung des Sortiments kurz und prägnant zum Ausdruck bringen. Unsere Produkte müssen zeitlos und optisch ansprechend sein, jedoch zwingend auch technisch und von der Funktion her überzeugen. Ästhetik und System gehören für uns somit immer zusammen.
Schon der Einkauf muss vorausschauend ablaufen. In einer Zeit der Beschaffungsengpässe hat diese Komponente enorm an Wichtigkeit gewonnen. Nur so sind wir jederzeit lieferbereit und können bei unseren Produkten kurze Lieferfristen garantieren. Es kommt uns nun umso mehr zugute, dass wir fast alle Produkte im europäischen Raum einkaufen. Dadurch werden wir von den Turbulenzen im internationalen Rohstoffmarkt, insbesondere in China, nur am Rande tangiert. Wir arbeiten auch seit vielen Jahren mit zuverlässigen Handelspartnerfirmen zusammen, auf die Verlass ist. Das ist in der jetzigen Zeit ein besonders grosser Vorteil.
Katja Schadegg: Aber auch beispielsweise die Kundenkontakte laufen nicht nach dem Zufallsprinzip ab. Wir versuchen, sie regelmässig zu besuchen und betreuen. Manchmal ist das ziemlich einfach und manchmal sehr schwierig. Ich habe die Messen im letzten Jahr sehr vermisst. Die CASA-SUISSE in Bern beispielsweise ermöglicht mir, mit vielen Kundinnen und Kunden geschäftlich oder persönlich ins Gespräch zu kommen. Das hat mir wirklich gefehlt, und ich freue mich auf eine Zeit, in der das wieder barrierefrei möglich ist.